Mit Hörbeeinträchtigung erfolgreich in den Beruf starten!

Kurz vor den Osterferien fand bei uns in Neckargemünd eine Informationsveranstaltung mit dem Titel „Mit Hörbeeinträchtigung erfolgreich in den Beruf starten“ statt. Frau Di Giuseppe, die federführend mit der Organisation betraut war, konnte hierzu zwei hochkarätige Referenten gewinnen: Herrn Peisl, die Schwerbehindertenvertrauensperson der SAP und Herrn Gerlach, ein Mitarbeiter der SAP, der selbst hörbeeinträchtigt ist.

 

Die SchülerInnen erhielten tiefe Einblicke in die Abläufe des Bewerbungsprozesses und in die Unterstützungssysteme, auf welche die fest angestellten oder in Ausbildung befindlichen MitarbeiterInnen zurückgreifen können. Dabei unterschieden die Referenten zwischen gesetzlichen Regelungen, Unterstützungen Dritter und in Hilfen, die der Arbeitgeber freiwillig erbringt. Beispiele für externe Stellen, die Hilfen leisten, sind das Integrationsamt bzw. der Integrationsfachdient, die Bundesagentur für Arbeit, die Krankenkassen und die Deutsche Rentenversicherung. Die SAP erbringt als Arbeitgeber ferner Hilfen durch die Einrichtung barrierefreier Arbeitsplätze. Für MitarbeiterInnen mit Hörbeeinträchtigung sind das bspw. geeignete Notebooks und Höranlagen-Sender. Bei größeren Veranstaltungen verwendet die SAP außerdem Untertitelungen und seit kurzem kommen dort auch GebärdensprachdolmetscherInnen zum Einsatz. Kurz ging Herr Peisl auch auf die gesetzlichen Regelungen ein, die für Menschen mit Behinderung hinsichtlich des Urlaubsanspruchs und vorzeitiger Altersrente gelten. Für viele Jugendliche war neu, welche Bedeutung das Vorliegen einer anerkannten Schwerbehinderung bzw. Gleichstellung i. S. eines Schwerbehindertenausweises hat.

 

Besonders interessiert waren die Jugendlichen der Abschlussklassen an den Tipps, welche die Referenten im Hinblick auf die anstehende Bewerbungsphase gaben. Die Fragen der SchülerInnen waren beispielsweise:
„Soll ich in meine Hörbeeinträchtigung bereits im Anschreiben erwähnen?“
„Wie soll ich mich in einem Bewerbungsgespräch bzw. –Interview verhalten?“

„Bringe ich meine eigene Hörtechnik mit zum Vorstellungsgespräch oder sollte ich die Technik des Betriebs nutzen?“

 

Beeindruckend für die SchülerInnen war, als Herr Gerlach seinen Lebensweg schilderte. Denn wie die Anwesenden, startete er seine Karriere auf einer Hauptschule an einem SBBZ. Nach erfolgreichem Schulabschluss besuchte er eine Sonder-Berufsfachschule und absolvierte schließlich eine Ausbildung im dualen System. Dann entschloss er sich auf dem zweiten Bildungsweg sein Fachabitur nachzuholen und absolvierte erfolgreich ein Studium. Nach mehreren Jahren Berufstätigkeit bei Siemens wechselte er zur SAP, wo er heute noch arbeitet.

 

Herr Gerlach riet den Jugendlichen zu einem selbstbewussten und offenen Umgang mit der Beeinträchtigung. Er machte darauf aufmerksam, dass man nicht davon ausgehen darf, dass Menschen ohne Beeinträchtigung wissen, was es bedeutet, schwerhörig zu sein. Hier müsse man regelmäßig seine KollegInnen aufklären und man dürfe nicht müde werden, auf die Einhaltung der Gesprächsregeln hinzuweisen. Die Arbeit am PC im coronabedingten Homeoffice erlebte Herr Gerlach als gut zu bewältigen, da die Chatfunktion in den Videokonferenzsystemen große Vorteile biete.

 

Leider bietet die SAP aktuell keine Ausbildungsplätze im dualen System an. Wer sich für das Walldorfer Softwareunternehmen als potenziellen Arbeitgeber interessiert, kann sich mit (Fach)Abitur aber auf eine Stelle im Rahmen eines dualen Studiums bewerben.

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